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Dominik Neumann

Dominik Neumann

Consultant UX & Digital Workplace,
VANTAiO GmbH & Co KG.

Stefan Bohlmann

Stefan Bohlmann

GESCHÄFTSFÜHRER,
VANTAIO GMBH & CO KG.

19. September 2022

SAP Fiori Launchpad oder SAP Work Zone: Der zentrale Einstiegspunkt für alle Nutzer

Häufige Ausgangssituation bei SAP Kunden: Heterogene, komplexe Systemlandschaften

Ein klassisches Problem von IT-Landschaften sind die sogenannten Silos oder Insel-Lösungen. Diese Einzellösungen umfassen zumeist nur einen oder wenige Anwendungsfälle und stellen ein in sich geschlossenes System mit einem individuellen, proprietären User-Interface für die Nutzer und Nutzerinnen dar. Bei SAP Kunden sind diese Systemlandschaften oftmals historisch gewachsen: Angefangen haben die meisten vor vielen Jahren mit einem SAP R/3 System, das sich über SAP ECC hin zu einem S/4HANA System entwickelt hat. Hinzu kommen vielfältige Kombinationen weiterer SAP- und Non-SAP Systeme: Es wurde vielleicht ein CRM-System eingeführt, eine HR-Lösung, Software für das Supply Chain Management, ggf. ein SRM-System, eine Data Analytics bzw. Business Intelligence Software, Digital Asset Management Systeme, Projektmanagement-Tools, Collaboration Software, u.v.m. All diese Lösungen kommen ko-existent zum Einsatz und bestehende on-premise Systeme werden immer häufiger durch modernere, Cloud-basierte Lösungen abgelöst, sodass in den Unternehmen hybride Systemlandschaften betrieben werden, die grundsätzlich verschiedene Wartungsmodelle und Upgrade-Zyklen bedeuten.

Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in den Unternehmen werden täglich mit all diesen Anwendungen konfrontiert und müssen sich mit den verschiedenen Benutzeroberflächen der Lösungen auseinandersetzen. Hier kann man schnell den Überblick verlieren, wie die Grafik 1 anschaulich darstellt. Kommt Ihnen das alles sehr bekannt vor? Das ist wenig verwunderlich: So oder so ähnlich sieht nach unserer Erfahrung die übliche Systemlandschaft langjähriger SAP-Kunden aus. In dieser Situation, die meist über Jahre hinweg entstanden ist, ergeben sich zum einen ganz alltägliche, praxisrelevante Probleme für die Anwender und Anwenderinnen, und zum anderen für die IT-Manager im Unternehmen, die für den Betrieb, die Wartung und Weiterentwicklung der IT-Systeme und Lösungen verantwortlich sind:

Typische Probleme für die Nutzer und Nutzerinnen:

  • Es gibt keinen zentralen Einstiegspunkt, von dem aus alle Anwendungen erreicht werden können.
  • Die verschiedenen Insellösungen erfordern unterschiedlichste Bedienweisen, die nicht aufeinander abgestimmt sind.
  • Oftmals wird vom jeweiligen Hersteller der IT-Lösung zusätzlich zur Desktop-Applikation eine App bereitgestellt. So entsteht ein "Wildwuchs" an Apps im Unternehmen, die ebenfalls nicht aufeinander abgestimmt sind.
  • Jede Software verwendet eine eigene Technologie zur Authentifizierung, die Nutzer und Nutzerinnen müssen sich mehrmals am Tag an mehreren Systemen anmelden (kein Single Sign-On).
  • Es gibt oftmals keine übergreifende Suche, es muss in jedem System individuell nach den benötigten Daten gesucht werden.

Probleme für die IT-Verantwortlichen:

  • Oftmals dringend benötigte Weiterentwicklungen der Systeme müssen individuell gemäß dem Architekturmodell des jeweiligen Systems erfolgen. Das führt dazu, dass aufgrund der heterogenen Systeme unterschiedliche Skills vorgehalten werden müssen.
  • Die Flut der Anforderungen aus den Fachabteilungen ist kaum noch zu bewältigen, weil keine einheitliche, effiziente Entwicklungsumgebung genutzt wird.
  • Jedes System verfügt in der Regel über eigene, proprietäre Sicherheits- und Berechtigungskonzepte, die nicht aufeinander abgestimmt sind. Das führt zu erheblichen Mehraufwänden bei der Benutzerverwaltung und der Verwaltung der Rollen und Berechtigungen für die verschiedenen Benutzergruppen. 
  • Die Folge der ineffizienten Systemvielfalt ist oftmals, dass kein Geld für neue Projekte vorhanden ist, weil die Budgets für die Wartung verbraucht werden. Es wird intern häufig gefragt: "Warum dauert das alles so lange?" Die Geschäftsleitung fordert gerade von der IT-Abteilung einen nutzenstiftenden Beitrag im Unternehmen, in dem Anwendungen und Lösungen entwickelt werden, welche die Geschäftsmodelle des Unternehmens unterstützen oder durch die zunehmende Digitalisierung gar neue Modelle finden ("Value Proposition").
  • Unternehmen haben zunehmend Schwierigkeiten, IT-Spezialisten und Spezialistinnen zu finden, welche die historisch gewachsenen Systemlandschaften betreuen und insbesondere auch weiterentwickeln können. Viele Fachkräfte sind gar nicht mehr bereit, sich mit aus ihrer Sicht veralteten oder proprietären Technologien auseinanderzusetzen.
  • Die sogenannte Schatten-IT nimmt immer mehr Überhand, d.h. es entstehen Lösungen abseits von der zentralen IT, indem die Fachabteilungen selbst Lösungen entwickeln oder in Auftrag geben, die aber nicht mit den IT-Standards im Unternehmen im Einklang stehen. Dadurch besteht die Gefahr, die Kontrolle über die Lösungen zu verlieren und zusätzliche Kosten für den Betrieb und die Wartung sind die Folge.
  • Durch die Vielzahl der eingesetzten Lösungen wird es immer schwieriger, die Sicherheitsanforderungen zu gewährleisten. Auch hier ist durch die heterogene Vielfalt der Technologien mit erhöhten Kosten zu rechnen, vor allem, wenn kleinere Anbieter ins Spiel kommen, bei denen ggf. nicht die Sicherheit an erster Stelle steht oder entsprechende Sicherheitskonzepte ganzheitlich fehlen.

Abbildung 1: Komplexe Systemlandschaften, viele Systeme, historisch gewachsene Strukturen: Wie finden sich Nutzer und Nutzerinnen da zurecht? (zum Vergrößern auf das Bild klicken 🔍) 

In der Vergangenheit hat sich bei vielen SAP Kunden das SAP Enterprise Portal als Lösung bewährt, das als zentraler Einstiegspunkt in die SAP-Anwendungswelt fungiert und darüber hinaus oftmals auch als Corporate Intranet sehr gute Dienste leistet. Hier steht jedoch das Wartungsende ins Haus, das SAP für die letzte offiziell unterstützte Version SAP NetWeaver 7.5 zum Jahresende 2027 angekündigt hat. Die Plattform befindet sich schon seit einigen Jahren im sogenannten "Restricted Maintenance Mode". Das bedeutet, dass keine Weiterentwicklung auf dieser Plattform stattfindet und SAP hier auch nicht weiter investiert. 

Deshalb ist letztendlich klar: Die Zukunft liegt in der Cloud, und zwar in vollem Umfang. Das gilt auch und vor allem für die klassischen Portale, welche Anwendern und Anwenderinnen einen zentralen Zugang zu allen SAP-Systemen ermöglichen. Es braucht langfristig ausgelegte Strategien, um den Zugang über Cloud-Plattformen nicht nur sicherzustellen, sondern stetig zu verbessern und an die Nutzungsweisen im Web anzupassen – ganz im Sinne eines modernen Digital Workplace. Aber wo sollten SAP-Kunden ansetzen? Ist ein erweitertes SAP Launchpad die richtige Lösung, die SAP Work Zone, oder doch etwas ganz anderes? In unserem Beitrag beleuchten wir die Optionen, welche sich Ihnen auf der SAP BTP bieten.

Die neue Basis: SAP BTP als Innovations- und Entwicklungsplattform

Cloud Computing und Cloud Networking sind in der IT bereits seit einigen Jahren weit mehr als nur Buzzwords und "The Next Big Thing". Immer mehr Lösungen setzen auf Cloud-Architekturen, weil sie hochverfügbar, performant und dabei vor allem sehr flexibel sind. So können z. B. kurzfristige Lastspitzen schnell und einfach abgefangen werden, ohne in eine eigene IT-Infrastruktur investieren zu müssen. Mit der SAP Cloud Platform Neo hat auch SAP bereits im Jahr 2012 eine erste eigene Cloud-Umgebung ins Leben gerufen, die in eigenen Rechenzentren betrieben wird und auf einer proprietären Laufzeitumgebung basiert. Damit waren erstmals Lösungen der SAP als Cloud Services abonnierbar, die auch beliebig erweitert werden konnten. 

Inzwischen gibt es einen Nachfolger der ersten SAP Cloud-Generation Neo: Das Cloud Foundry Environment, mit dem sich SAP von seinem eigenen, proprietären Rechenzentrumsbetrieb löst und einem aktuellen Industrie-Standard zugewendet hat. Damit verfügt SAP nun über eine moderne Ablaufumgebung, mit welcher der Betrieb von Multi-Cloud-Anwendungen auf der Infrastruktur der sogenannten "Hyperscaler" möglich wird. So sind die Amazon Web Services (AWS), Microsoft Azure und die Google Cloud Platform die heute gängigen Cloud-Umgebungen für die SAP BTP, welche mit ihren regionalen Rechenzentren weltweit sämtliche Kundenszenarien und -wünsche abdecken können. Die Zukunft der SAP BTP gehört somit dem "Multi-Environment" – und trotz ihres Namens nicht der hauseigenen Neo-Plattform, die SAP-Kunden bereits seit einem Jahr nicht mehr aktiv angeboten wird.

SAP positioniert die SAP BTP als eine Plattform, die unter Berücksichtigung von Flexibilität und Auswahlmöglichkeiten entwickelt wurde, um Unternehmen zu helfen, ihre Innovationen zu beschleunigen und neue Geschäftspotenziale freizusetzen. Die SAP BTP verfügt Stand heute (September 2022) über rund 100 Lösungen & Services für Daten und Analysen, Anwendungsentwicklung und -automatisierung, Integration, Unternehmensplanung sowie künstliche Intelligenz. Das Angebot wird kontinuierlich von SAP weiterentwickelt und ausgebaut. Die Plattform hat heute schon das Potenzial, sich als die strategische Technologie-Plattform für die nächsten Jahrzehnte in den Unternehmen zu etablieren. 

Abbildung 2: Die SAP Business Technology Platform als Integrations- und Erweiterungsplattform für SAP & Non-SAP (zum Vergrößern auf das Bild klicken 🔍) 

Sie betreiben bereits eine komplexe On-Premises Systemlandschaft und sind nicht sicher, welche Komponenten davon am besten in die Cloud überführt werden könnten? Eine grundsätzliche Überlegung kann dabei sehr hilfreich sein: Keep the core clean! Dieser Satz hat sich zum Credo für die Entwicklung von Erweiterungen der bestehenden SAP- und Non-SAP Systeme etabliert, und genau dafür ist die SAP BTP mit ihrem umfassenden Portfolio an modernen Entwicklungswerkzeugen und Schnittstellen optimal aufgestellt. Der wohl größte Vorteil der SAP BTP besteht inzwischen im schnellen und flexiblen Einstieg. In Zeiten der SAP BTP gilt umso mehr "Probieren geht über Studieren". Das heißt natürlich nicht, dass keine gute Planung vonnöten ist. Aber so einfach wie heute war die Umsetzung eines Proof-of-Concepts noch nie: SAP bietet mit dem neuen Free-Tier-Modell immer mehr essenzielle Cloud-Services kostenfrei an, mit denen sich kurzerhand realitätsgetreue Testszenarien aufbauen lassen. Und wenn es dann in den Produktivbetrieb gehen soll, ist die Umstellung praktisch mit wenigen Klicks erledigt. Das Lizenzmodell Pay-As-You-Go ermöglicht das komfortable Buchen einzelner Module. Sie lizenzieren und bezahlen nur, was Sie wirklich brauchen. Das gilt natürlich auch für die gezielte Skalierung, wenn einmal kurzfristig mehr Ressourcen benötigt werden. So können Sie sich Schritt für Schritt dem Zielbild Ihrer individuellen Cloud-Infrastruktur nähern, ganz ohne Zwang zu einem "Big Bang".

Anwender und Anwenderinnen wünschen sich einen zentralen Zugang:
Alles unter einem Dach, egal ob am Smartphone, Tablet oder Desktop

Seit jeher ein zentrales Motiv des digitalen Ökosystems der SAP mit seinen zahlreichen Business-Anwendungen ist der "Central Entry Point": Die digitale Anlaufstelle also, über welche SAP-Anwender und Anwenderinnen innerhalb ihrer Organisation einen möglichst unkomplizierten Zugang zu den Systemen und Services erhalten, die für ihre Arbeit von Relevanz sind. In den Hochzeiten von SAP NetWeaver hatte sich das SAP Enterprise Portal als wichtigste Lösung für diesen Anwendungsfall etabliert – ergänzt durch die Möglichkeit, den Nutzern und Nutzerinnen klassische Inhalte eines Corporate Intranets bereitzustellen. Nicht umsonst ist das komfortabel an die eigenen Anforderungen anpassbare Portal bis heute bei zahlreichen SAP-Kunden im Einsatz. Wer langfristig plant, weiß aber: SAP NetWeaver ist aufgrund des angekündigten Wartungsendes durch SAP im Jahr 2027 nur noch eine Lösung auf Zeit. Die SAP setzt voll auf die Cloud – und das On-Premises betriebene SAP Enterprise Portal ist somit ein Auslaufmodell.

Abbildung 3: Digital Workplace Anwender und Anwenderinnen wünschen sich einen zentralen Einstiegspunkt und klare Strukturen! (zum Vergrößern auf das Bild klicken 🔍) 

Eine Fragestellung für viele SAP-Kunden lautet nun: Welche Optionen gibt es denn in der "neuen" SAP-Welt, wenn ich meinen Anwendern und Anwenderinnen einen zentralen Einstiegspunkt für alle relevanten Anwendungen anbieten möchte – und wie kann ich diesen bestenfalls ausbauen zu einem zeitgemäßen Digitalen Arbeitsplatz, durch die Integration von Content, Dokumenten und kollaborativen Features? Aus der langjährigen Erfahrung mit bewährten Technologien heraus könnte es für manche Organisationen auf den ersten Blick naheliegend erscheinen, eine eigene Lösung auf Basis des SAP Fiori Frontend Servers (FES) zu entwickeln. Das gilt gerade für Unternehmen, welche den Schritt in die Cloud aus diversen Gründen noch scheuen und über entsprechende Inhouse-Kompetenzen für den On-Premises Betrieb verfügen. Doch der SAP FES setzt auf dem Application Server ABAP auf und ist damit genau so wie das Enterprise Portal ein Teil der SAP NetWeaver-Umgebung. Heißt also: Auch dieser technologische Ansatz hat wenig Zukunft und steht langfristig auf wackligen Beinen.

Zwei umfassende Lösungen auf Basis der SAP BTP sind der SAP Launchpad Service und die SAP Work Zone. Schauen wir uns im Folgenden beide Optionen doch mal genauer an!

Option 1: Der SAP Launchpad Service: Die zuverlässige Basis mit Potenzial für mehr

Richten wir unseren Blick also auf die Multicloud-Umgebung auf der SAP Business Technology Platform. Die offensichtlichste Standardlösung für einen zentralen Einstiegspunkt ist hier sicher der sogenannte SAP Launchpad Service, bei dem es sich um die Cloud-Variante des bereits seit einigen Jahren auch in anderen Umgebungen bewährten SAP Fiori Launchpads handelt. Vielen SAP-Anwendern und Anwenderinnen sind die charakteristischen "Kacheln" nur zu gut bekannt: Denn bisher liegt der Fokus im Launchpad allein auf den Anwendungen, welche über App-Tiles gestartet und in Gruppen einsortiert werden. Die nachfolgende Abbildung zeigt einen VANTAiO Showcase des SAP Launchpad Services im neuen SAP Horizon Design.

Abbildung 4: Anatomie des SAP Launchpad Service, aktuelles SAP Fiori Design, Stand 09/2022
(zum Vergrößern auf das Bild klicken 🔍) 

Doch schon bald steht nicht weniger als eine Zeitenwende bevor. Was sich im SAP Roadmap Explorer relativ unscheinbar als "New site experience" ankündigt, bedeutet im Wesentlichen eine deutliche funktionale Aufwertung des bisherigen Launchpad Service. Worauf genau also können sich SAP-Anwender und Anwenderinnen freuen? Maßgeblich geht es um die folgenden Erweiterungen:

  • Pages & Spaces: Wer bereits mit dem S/4HANA Launchpad arbeitet, kennt sie schon. Mit den Pages und Spaces bringt SAP endlich erweiterte Möglichkeiten zur Navigation in den Launchpad Service. Spaces bilden dabei separate Bereiche ab, innerhalb derer wiederum beliebige Pages angelegt und mit Content befüllt werden können. Die Zeiten von mit Kacheln überfüllten Launchpads sind damit vorbei.
  • Page Builder: Wenn der Content innerhalb des Launchpads erweitert wird, ist es naheliegend, auch die Optionen zur Anordnung der Inhalte auszubauen. Genau das macht SAP mit dem Page Builder, der in ähnlicher Form schon in der SAP Work Zone zum Einsatz kommt. So können Inhalte in der Größe angepasst und in einem flexiblen Raster-Layout beliebig angeordnet werden.
  • Cards & Content Packages: Die UI Integration Cards können genutzt werden, um beliebigen, personalisierten Content aus angebundenen Systemen direkt im Launchpad anzuzeigen. Content Packages enthalten vordefinierte Zusammenstellungen von Cards, z.B. zur Integration verschiedener HR-Informationen aus SAP SuccessFactors.

Mit diesen Erweiterungen ergeben sich also ganz neue Möglichkeiten im SAP Launchpad Service. Wenn Sie komplett individuelle UI Integration Cards auf Basis Ihrer Anforderungen entwickeln, sind der Content-Integration praktisch nahezu keine Grenzen gesetzt: Ganz egal, ob es um ein einfaches Wetter-Widget, den aktuellen Kantinen-Speiseplan oder Corporate Content aus dem zentralen Content-Management-System geht. Auch für unseren VANTAiO News Manager bieten wir flexibel konfigurierbare UI Integration Cards an, die heute bereits in der SAP Work Zone genutzt werden können – und schon bald auch im SAP Launchpad Service. Ohnehin ist es spannend zu sehen, wie sich der Launchpad Service mit den neuen Features funktional der Work Zone annähert. Wir gehen davon aus, dass es sich dabei um eine sehr bewusste strategische Entscheidung der SAP handelt, um das eigene Produktportfolio zu konsolidieren und eine attraktive Migrationsoption für alle Kunden bereitzuhalten, welche den vollen Funktionsumfang der Work Zone nicht benötigen. Auch wird der Schritt in die Cloud für Kunden, welche sich bereits mit dem Fiori Launchpad vertraut machen konnten, somit noch einfacher. Der entscheidende Unterschied zwischen dem Launchpad Service und der Work Zone wird fortan in den kollaborativen Features bestehen, welche dem früheren SAP Jam entstammen und nun ein Alleinstellungsmerkmal der Work Zone ausmachen.

Mit der App SAP Mobile Start ist der Launchpad Service auf der BTP übrigens auch sehr intuitiv auf Android- sowie iOS-Geräten nutzbar. Das persönliche Setup ist denkbar einfach: Nutzer und Nutzerinnen müssen nur den zugehörigen QR-Code in ihrem Benutzermenü aufrufen und mit ihrem mobilen Endgerät abscannen, um die App zu installieren und eine Verbindung zu ihrem individuellen Launchpad herzustellen.

Option 2: Die SAP Work Zone: Der standardisierte Alleskönner

Seit dem vergangenen Jahr bietet SAP mit der SAP Work Zone einen neuen, zentralen Einstiegspunkt mit deutlich größerem Funktionsumfang auf der SAP BTP Multicloud an, welche für eine Vielzahl von Anwendungsfällen die geeignete Plattform darstellt. Wirft man einmal einen Blick unter die Haube, dann stellt man fest, dass es sich bei der SAP Work Zone im Kern um eine Zusammenstellung von drei SAP-Produkten handelt. In einer Benutzeroberfläche und Navigation zusammengefasst ergeben sie eine ganzheitliche Plattform für den modernen Digital Workplace. Dabei handelt es sich um den Cloud Portal Service (für Content und den Page Builder), das zentrale SAP Launchpad (für Anwendungen) und SAP Jam – die Kollaborationsplattform und Vorgängerlösung der SAP Work Zone. Der Fokus in SAP Jam lag vor allem auf der interaktiven Beteiligung und dem sozialen Austausch der Nutzer und Nutzerinnen. Durch die Anreicherung um Content und Anwendungen ergibt sich mit der SAP Work Zone ein umfassendes Gesamtpaket. Von der klassischen Inhaltsseite über die zielgenaue Integration von relevanten Applikationen und die Erweiterung um individualisierte UI Integration Cards bis hin zur aktiven Zusammenarbeit in Wissensdatenbanken, Dokumentenablagen oder Diskussionsforen lässt die Work Zone kaum Wünsche offen.

Abbildung 5: Anatomie der SAP Work Zone (zum Vergrößern auf das Bild klicken 🔍) 

Für ein derart mächtiges System sind Setup und Onboarding dagegen geradezu überraschend eingängig: Für den Betrieb der SAP Work Zone ist die Lizenzierung und Aktivierung eines einzigen (!) Cloud Services notwendig. Anschließend ist die Lösung bereits out-of-the-box lauffähig. Die Anbindung und Authentifizierung von Benutzern und Gruppen aus dem jeweiligen Corporate Identity Provider des Kunden – zum Beispiel einem Microsoft Azure Active Directory – lässt sich unkompliziert über die SAP Cloud Identity Services abbilden. Und auch ein Single Sign-On zu beliebigen Drittsystemen lässt sich einfach herstellen. So können Benutzer und Benutzerinnen im Handumdrehen etwa aus der SAP Work Zone heraus Urlaubsanträge via SAP SuccessFactors einreichen oder auf Dokumente in Microsoft Sharepoint zugreifen. Über den SAP Cloud Connector können selbstverständlich auch On-Premises betriebene SAP-Backendsysteme im zentralen Launchpad der Work Zone eingebunden werden.

Ebenfalls praktisch: Dank der integrierten Fiori Theme Engine erscheint die SAP Work Zone mit wenig Individualisierungsaufwand im beliebigen Corporate Design. Das gilt auch für administrative Teilbereiche, sodass sich beispielsweise auch Tochterunternehmen inhaltlich und visuell abgrenzen können, ohne gleich eine ganz eigene Intranetlösung aufsetzen zu müssen. Natürlich lassen sich Lese- und Zugriffsberechtigungen im Detail abstimmen, sodass jeder Nutzer und jede Nutzerin nur die Informationen erhält, die für ihn oder sie von Relevanz sind. Für mobile Use Cases bringt die SAP Work Zone zudem eine eigene native App für iOS- und Android-Geräte mit.

Die SAP Work Zone erfüllt in der Regel also eine ganze Menge Anforderungen rund um die Schlüsselthemen Content, Dokumente, Anwendungen und Kollaboration. Wichtig ist dabei, dass es sich um eine standardisierte Lösung handelt: Alle Funktionsbereiche sind eng miteinander verzahnt und lassen sich zwar nach eigenen Wünschen konfigurieren, aber nicht in ihren Grundsätzen umgestalten oder "aufbohren". Nach unserer Erfahrung ist die SAP Work Zone deshalb vor allem dann empfehlenswert, wenn tatsächlich alle ihre wesentlichen Features auch aktiv genutzt werden sollen. Wenn das Funktionsangebot und die eigenen Anforderungen zusammenpassen, ist das Gesamtpaket nahezu unschlagbar.

Erfreulicherweise ruht sich SAP nicht auf dem Status Quo aus und kündigt auch für die Work Zone regelmäßig neue Verbesserungen an. Das neue Visual Theme Horizon wurde im Sommer 2022 bereits auf alle Cloud-Instanzen ausgerollt und kann nach Belieben genutzt oder an das eigene Corporate Design angepasst werden. Zum Jahresende hat SAP einen neuen Menü-Editor angekündigt, mit dem sich eine flexiblere Seitennavigation zusammenstellen lassen soll. Und im 1. Quartal 2023 sollen rollenbasierte Ansichten für UI Cards folgen: Damit sollen einzelne Seiten und ihre Inhalte noch spezifischer für verschiedene Nutzertypen aufbereitet werden können.

Der SAP Standard reicht Ihnen nicht? Mit der SAP BTP sind auch ganz individuelle Lösungen möglich!

Mehr Freiheiten gefällig? Auch in diesem Fall hält SAP mit dem Multi-Environment auf der BTP einen Trumpf in der Hinterhand. Denn am Ende handelt es sich sowohl beim Launchpad Service als auch bei der Work Zone "nur" um Frontend-Technologien, welche die Benutzeroberflächen für die Interaktion mit verschiedenen Systemen bereitstellen. Wenn diese nicht vollständig zum eigenen Zielbild passen, bleibt also immer noch die Möglichkeit, eine ganz eigene Lösung für das Frontend zu entwickeln. Das SAP BTP Multi-Environment bildet auch in einem solchen Fall die ideale Basis und fungiert als zentrale Integrationsplattform für alle Systeme und Services, die angebunden und genutzt werden sollen. Gerade in einem solchen Szenario profitieren Sie von der Flexibilität und Skalierbarkeit der SAP BTP, wenn die Eigenentwicklung nach und nach ausgebaut und erweitert wird und der Ressourcenbedarf in der Folge variabel ist. Die nachfolgenden Abbildungen zeigen ein Beispiel aus der VANTAiO Projektarbeit, wie ein B2B-Portal für Kunden aussehen könnte. Oder eben ganz anders - nach Ihren individuellen Vorstellen und Anforderungen!

Abbildung 6: VANTAiO Showcase eines individuell entwickelten Workplace Portals auf der SAP BTP 
(zum Vergrößern auf das Bild klicken 🔍) 

Unser Fazit: Der SAP BTP gehört die Zukunft

Der zentrale Zugang zu möglichst allen Systemen, SAP sowie Non-SAP, ist und bleibt eine Idealvorstellung vieler SAP-Kunden – daran ändert auch der mittel- bis langfristige Umstieg auf die Cloud nichts. Ganz im Gegenteil: Wie wir in diesem Artikel vorstellen konnten, gibt es für diesen Anwendungsfall durchaus mehrere gute Optionen. Allen gemein ist aber, dass an der SAP BTP kein Weg vorbei führt, wenn Kunden eine moderne Systemlandschaft mit direkter Integration ihrer SAP-Systeme anstreben. Je nach Anforderungsprofil, Zielsetzung und Budget sind dabei verschiedene Herangehensweisen denkbar, welche jeweils auf unterschiedlichen Kombinationen von SAP BTP Services aufbauen. So lohnt sich immer auch ein Blick in das SAP Discovery Center, um passende Services für das eigene Projekt zu identifizieren.

Welche der von uns vorgestellten Optionen auf der SAP BTP nun für welches Kundenszenario am besten geeignet ist, kann sinnvollerweise nur bei Betrachtung des konkreten Einzelfalls beurteilt werden. Um dennoch eine grobe Orientierung zu ermöglichen, folgt unsere Einschätzung in einem kurzen Überblick:

  • Der SAP Launchpad Service wird mit den anstehenden Funktionserweiterungen sehr interessant für spezifische Anforderungsprofile. Zu einer Kombination aus dem erweiterten SAP Launchpad Service mit gezielt für Ihre jeweiligen Anforderungen entwickelten UI Integration Cards raten wir dann, wenn Ihr Fokus auf Anwendungen und Content liegt. Die Kollaboration findet in diesem Szenario in anderen Systemen statt – zum Beispiel Atlassian Confluence oder Microsoft Teams.
  • Die SAP Work Zone ist die beste Lösung für Ihren Anwendungsfall, wenn Sie eine standardisierte Komplettlösung im SAP-Ökosystem suchen. Sie vereint Anwendungen, Content und Kollaboration auf einer zentralen Plattform und lässt sich über Drittanbieter-Schnittstellen sowie die nützlichen UI Integration Cards gezielt erweitern. Mit der SAP Work Zone erhalten Sie out-of-the-box eine produktiv nutzbare Plattform.
  • Wenn die zuvor genannten inhaltlichen Schwerpunkte nicht zu Ihren Anforderungen passen, oder Sie eine frei gestaltbare Lösung benötigen, dann empfehlen wir die Entwicklung einer individuell zugeschnittenen Custom Application. Die SAP BTP als technologische Basis erfüllt dabei alle Voraussetzungen für den Betrieb eines modernen Web-Portals und kann als zentrale Integrations- und Orchestrierungsplattform für praktisch jede denkbare Anwendung fungieren.

Schulung: SAP BTP & SAP Build Work Zone

Getting started: 2 Tage Training zu den neuen SAP Technologien

Als Spezialist für Digitale Arbeitsplätze ist VANTAiO einer der ersten SAP Partner weltweit, der diese SAP Technologien in Kundenprojekten eingesetzt hat und auf Basis der SAP BTP eigene Add-ons entwickelt hat. Im Rahmen des Workshops stellt unser Experten-Team Ihnen die Technologien exklusiv vor und berät Sie individuell zu Ihren nächsten Schritten.

Schulung
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Dominik Neumann

Dominik Neumann
Consultant UX & Digital Workplace
T +49 6131 – 622280